Ein Tag im Leben... einer europäischen Unternehmerin

Mein Tag beginnt um 6h30. Als erstes bereite ich das Essen für meine Haustiere vor: Reis im Reiskocher und Hackfleisch in der Mikrowelle für meine 7 Hunde und die Katze, Tomaten und Gemüsereste für die beiden  Schildkröten. Danach frühstücke ich und mache mich fertig für die Arbeit. Um 7 Uhr kommt meine Haushaltshilfe, die später auch die Tiere füttern wird, und nachdem ich ihr die Instruktionen für den Tag gegeben habe, fahre ich mit dem Auto zu meinem Betrieb.

Ich brauche nur 5 Minuten und so bin ich gegen 7h30 dort. Ich möchte immer als Erste da sein, damit ich in Ruhe mein Büro und den Showroom öffnen und schnell einen Blick auf die neuesten Emails werfen kann. Die 10 Angestellten, die im Atelier auf dem gleichen Grundstück arbeiten, kommen um 7h45, damit sie pünktlich um 8 Uhr zu arbeiten anfangen können. Ich selber begebe mich dann auch dorthin, um mich zu vergewissern, dass das Programm, das ich am Vorabend mit Ludmilla, meiner Assistentin und Übersetzerin, theoretisch vorbereitet habe, auch in die Praxis umgesetzt wird. Ich bleibe, bis alle an ihren Maschinen sind und mit der Arbeit beginnen. In meinem Betrieb werden Edelsteine und versteinertes Holz geschnitten, geschliffen und zu Gebrauchs- und Dekorationsgegenständen verarbeitet. Falls nötig gebe ich noch einige Instruktionen und überlasse den Rest Ludmilla, die mich bei meinem Rundgang begleitet hat. Das Ganze nimmt selten mehr als 30 Minuten in Anspruch und so bin ich um 8h30 wieder in meinem Büro.

Kurz darauf kommt meine Haushaltshilfe oder der Gärtner mit den Zeitungen und dem Fressen für die 3 Hunde, die ich hier im Atelier habe, die 4 anderen sind in meinem Haus mit Garten, wo ich wohne. Ich verteile nun Reis und Hackfleisch an die Hunde – es sind Cotton de Tuléar, eine einheimische Rasse.

Zwischen 9 und 10 Uhr beantworte ich die Mails und erledige sonstige Büroarbeiten, unterschreibe Dokumente oder Personalunterlagen, die von meinem Buchhalter vorbereitet wurden, stelle Schecks aus etcetera. Zwischendurch werfe ich kurz einen Blick ins Atelier, um mich zu vergewissern, dass alles seine Richtigkeit hat. Dann lese ich die Zeitungen. Ich lasse mir täglich die 3 Wichtigsten kommen, um mich informiert zu halten. Vor allem interessiert mich natürlich, ob es was Neues aus dem Bergwerksministerium gibt, da dies konkret meine Arbeit angeht. Dies dauert selten länger als 20 bis 30 Minuten.

In der Zeit von 10h30 bis Mittag empfange ich meistens Lieferanten und/oder Kunden. Ansonsten bin ich im Atelier. Immer wieder muss überprüft werden, dass die Arbeiten richtig durchgeführt werden. Meine Assistentin, ausser mir und der Putzfrau die einzige Frau im Betrieb, hat leider nicht das nötige Durchsetzungsvermögen bei meiner männlichen Belegschaft und so muss ich oft nach dem Rechten sehen. Zudem bin ich es, die für die Auswahl der jeweiligen Steine zuständig ist. Ich bestimme, welche Stücke für welches Objekt verarbeitet werden. Auch die Zusammensetzung der verschieden grossen Scheiben aus versteinertem Holz, Labradorit, Jaspis, Feldspat und dergleichen zu einem Tisch, einer Konsole,  einer Arbeitsfläche oder was sonst vom Kunden in Auftrag gegeben wurde, wird nur von mir vorgenommen. Ich möchte hier betonen, dass jede in meinem Atelier hergestellte Platte ein Einzelstück ist. Die Endkontrolle liegt ebenfalls ganz und gar bei mir: sind die Unebenheiten abgeschliffen? sind die Überschüsse vom Harz, mit dem die einzelnen Teile zusammengefügt werden, entfernt? sind die Gegenstände, die an Kunden verschickt werden, ordentlich verpackt? 

Am Mittag fahre ich nach Hause, wo ich mir Reste vom gestrigen Abendessen aufwärme oder ein Fertiggericht bereite. Ich esse, kümmere mich etwas um meine Tiere, geniesse den Garten, ruhe mich ein wenig aus und dann geht’s wieder zur Arbeit. Der Nachmittag von 14 bis 17 Uhr verläuft in etwa gleich wie der Vormittag. Manchmal gehe ich auch die Lieferanten besuchen oder erledige Administratives auf den Ämtern, aber in der Regel verlasse ich nicht gerne für längere Zeit das Atelier während gearbeitet wird. Ich möchte da sein, wenn Unklarheiten auftauchen, um diese sofort zu regeln, damit die Arbeit nicht still steht oder nicht richtig ausgeführt wird.

Um 17 Uhr gehen die Arbeiter nach Hause und das Atelier wird abgeschlossen. Während 15 Minuten stelle  ich dann im Büro mit Ludmilla das Programm für den nächsten Tag zusammen. Sie geht daraufhin nach Hause und ich bleibe meistens noch, um Korrespondenzen zu erledigen.

Gegen 18 Uhr bin ich wieder bei mir zu Hause, wo ich als erstes die Hunde und die Katze füttere mit dem, was die Haushaltshilfe vorbereitet hat . Danach bereite ich meine eigene Mahlzeit zu für den Abend zu, wobei ich etwas mehr koche als ich esse, damit ich die Reste am morgigen Mittag aufwärmen kann. 

Nach dem Abendessen sind die Nachrichten dran: um 19 Uhr die madagassischen, um 20 Uhr die internationalen aus Frankreich und da ich Italienerin bin, um 21 Uhr die italienischen. So halte ich mich  vielseitig informiert. Bis zur Schlafenszeit zwischen 23 Uhr und Mitternacht schaue ich mir entweder einen Film an oder lese ein Buch.

Seit 2002 mein Mann unerwartet gestorben ist, führe ich den Betrieb allein. Das heisst alle Entscheidungen und Verantwortungen liegen nur bei mir sowie die Kundenkontakte, Kontrollen, Problemregelungen und was sonst so anfällt. Dementsprechend habe ich am Abend keinerlei Lust mehr auf soziale Kontakte und so sind lediglich die Wochenenden für Freunde reserviert. Oftmals bleibt nur der Sonntag, denn manchmal habe ich auch Samstags Arbeiten im Büro zu erledigen oder Kunden zu treffen. Das Atelier ist allerdings Samstags geschlossen.


 

Fotostrecke: ein Tag im Leben
 

   

Im Büro angekommen, hat Emanuela bereits den Computer eingeschaltet und die Emails eingesehen. Sie erledigt wichtige Papiere, wird aber immer wieder vom Telefon unterbrochen. Es gibt zwar ein Fixtelefon, aber die meisten Gespräche werden übers Handy abgewickelt. 




Anhand einer Scheibe versteinerten Holzes erklärt sie, dass bei der Zusammensetzung mehrerer Scheiben zu einer Platte die Ränder zurecht-geschnitten werden müssen, damit man die verbleibenden Lücken gut mit kleineren Stücken ausfüllen kann.




Wenn es allerdings Scheiben mit Besonderheiten gibt, wer-den diese intakt gelassen und als Einzelstücke verkauft. Sie werden nicht in Platten eingegliedert. Besonderheiten können Einschlüsse sein oder – wie hier im Bild – Kristallisationen.




Inzwischen wurde das Futter für die Hunde gebracht und Emanuela lässt es sich nicht nehmen, den Reis eigenhändig in die Näpfe zu verteilen. Normalerweise erledigt das Hauspersonal diese Arbeit. Es gibt zwar Fertigfutter, aber das ist importiert und deshalb teuer. Hier bereitet man das Futter für die Haustiere selber zu. Es besteht immer aus Reis, Gemüse und je nachdem Fleischstücke oder Hackfleisch.




Mit Genuss wird gefressen, jeder respektiert seinen Napf. Die einheimische Rasse „Coton de Tuléar“ ist hier sehr beliebt und es gibt sie auch in Europa. Diese hier sind ganz weiss, aber Cotons mit schwarzen oder braunen Flecken gibt es ebenso. Es sind Salonhunde, die in Madagaskar bei den meisten Leuten ins Haus dürfen - im Gegensatz zu den grösseren Rassen, die im Garten leben.




So präsentiert sich das Atelier. Es ist zwar alles überdacht, aber nirgends sind Türen oder Fenster. Atelier und Büro befinden sich auf dem gleichen Gelände, das mit einer Mauer umgeben ist und nachts von einer Sicherheitsgesellschaft bewacht wird. Denn wertvolle Maschinen zur Verarbeitung der Steine sind hier im Einsatz.




Versteinertes Holz wartet auf seine Verarbeitung. Die Stämme sind sehr gut erkennbar.




Ein Arbeiter an der Schneide-maschine. Wegen dem Lärm und dem Staub sollten sowohl Mund- als auch Ohrenschutz getragen werden. Aber nicht alle befolgen immer die Regel.




Schneidemaschine von innen: über ein Stück Schlauch wird während des Zuschneidens des Steins ständig Wasser auf die Scheibe und den Stein geleitet, um ein Überhitzen zu ver-meiden. Stolz zeigt der Arbeiter sein Werk: ein Herz aus Rosenquarz.




Die Unternehmerin gibt Ludmilla, ihrer Assistentin, die nötigen Anweisungen, um die laufenden Arbeiten zu überwachen. Unter der Dachrinne sind Rollos aus Bambus angebracht, die bei Regen heruntergerollt werden, um ein ungestörtes Arbeiten zu gewährleisten. Die Arbeiter im Hintergrund tragen Overalls des Betriebs mit der Firmenaufschrift CAMA (Carrière de Madagascar).




Emanuela wählt die Scheiben und Stücke aus, die sie dann zu einer Platte zusammensetzt. Die Unterseite liegt erst zu-oberst. Farben und Formen müssen zusammenpassen. Mit einem feuchten Schwamm wischt sie die einzelnen Teile ab, damit die Originalfarbe zum Vorschein kommt, wie sie dann auf der fertigen Platte zu sehen ist. Wenn alles passt, wird das Ganze mit Kunstharz zusammengefügt




Mittels Schleifmaschine erhalten die Platten ihre Politur, wenn das Kunstharz getrocknet ist. Diese Arbeit nimmt sehr viel Zeit in Anspruch (2 Tage), weil die Schleifsteine oft gewechselt werden. Jedes mal wird ein feinerer benutzt bis zur letzten Etappe, dem Polieren mit Diamantine-Pulver. Zwischendurch werden Pausen eingelegt, um die Maschine etwas abkühlen zu lassen.




Kleinere Arbeiten werden von Hand poliert. Es wird mit Schleifpapier verschiedener Stärke und Diamantine-Pulver gearbeitet. Dies dauert einen Tag.




Diese runde Tischplatte wird für den Export verpackt. Sie ist aus einzelnen Labradorit-Stücken zusammengesetzt. In der Mitte wurde ein Ammonit - eine spiralförmige Versteinerung eines ausgestorbenen Kopf-füssers der Kreidezeit - eingefügt. Der Stempel auf dem Holz besagt, dass dieses gegen Ungeziefer, vor allem Holz-würmer, behandelt wurde.




Das Kunstharz wird in diesen Fässern importiert. Ebenso kommen alle Maschinen und das Diamantine-Puder aus dem Ausland. Alles, was zur Verarbeitung der Steine ge-braucht wird, ist importiert.




Emanuela empfängt vor ihrem Büro einen Angestellten der JIRAMA, der örtlichen Strom- und Wassergesellschaft. Er kommt die Zähler ablesen und gleichzeitig überbringt er die Rechnung vom voran-gegangenen Monat. An der Hauswand hängt noch die madagassische Flagge, da vor kurzem der Nationalfeiertag war (26. Juni).




Vor dem Eingang zum Büro sind auf einem Tisch ein ganzes Sortiment diverser Steine aus-gestellt. Sie dienen als Anschauungsmodelle für die Kunden. Es kann auch passieren, dass einem Besucher ein Exemplar so gut gefällt, dass er es kauft.




Im Showroom warten diese vier runden Tischplatten auf Käufer. Sie wurden aus Jaspis, versteinertem Holz, Labradorit mit 2 Ammoniten und Feldspat hergestellt (von links nach rechts).




Seit 2009 stellt Emanuela auch Anhänger für Halsketten in ihrem Atelier her. Sie wurden von ihr entworfen und es sind durchwegs Schmuckstücke mit Cabochonschliff - ein Schliff, der die Oberseite kuppelförmig erscheinen lässt.




Dieser unbearbeitete Ammonit liegt als Ziergegenstand auf dem Mauerwerk der Veranda. Er ist circa 30 cm breit.




Emanuela SALANI


Die Serie' Ein Tag im Leben' beschreibt den Alltag von Menschen in Madagaskar. Möglichst nahe, möglichst konkret.  
Während Ihres Besuches in Madagaskar können Sie diese Person gern persönlich kennen lernen.


 
 
 
 
 
 
 
 
 

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