Völlig
neu, diese Idee: Wer eine Sprache lernen will, lernt
sie mit jemandem über tausende vom Kilometern hinweg.
Per Skype, also Internettelefonie.
Wie Social Networking zum Business für die
Dritte Welt werden kann, zeigt das neue
Internet-Portal 'glovico.org', das im Mai
2010 online ging. Über dieses Web-2.0-Internetportal
bieten Muttersprachler aus Afrika und Lateinamerika günstige
und individuelle Sprachkurse in Spanisch und Französisch
an. Ziel ist es, den Lehren vor Ort ein Einkommen zu
verschaffen. glovico steht für 'Global Video
Conference'.
Anwender
können auf glovico.org via Skype individuelle
Sprachkurse buchen. Die Sprachlehrer kommen aus Peru,
Guatemala, dem Senegal, der Elfenbeinküste oder
Ghana. Oder auch aus Madagaskar. Ihnen bietet die
Online-Plattform glovico.org ein Zusatzeinkommen
mit langfristiger Perspektive. Ihren Stundenlohn – er
bewegt sich meist zwischen drei und zehn Euro – legen die
Sprachlehrer selber fest.
Für
Anwender stellt glovico.org damit einen relativ
preiswerten Weg zum Erlernen einer Sprache dar.
Aber nicht nur das: 'Man kann abends auf der Couch liegen,
sich mit einem Sprachlehrer aus dem Senegal
unterhalten und leistet dabei auch noch
Entwicklungshilfe', sagt glovico-Gründer Tobias
Lorenz. Zudem sei jede Sprachstunde gelebter
interkultureller Austausch. 'Beide Seiten können viel
vom Leben und vom Land des anderen erfahren.'
Fairtrade
2.0: Gewinne fliessen künftig in soziale
Projekte
Der 28jährige Lorenz sieht in unternehmerischen Ansätzen
zur Entwicklungszusammenarbeit die Zukunft. Er
nennt das Konzept 'Fairtrade 2.0'. Er will aus glovico.org
keinen Profit ziehen, sondern das Portal zu einer
selbsttragenden Einrichtung machen. Zukünftige
Gewinne sollen in soziale Projekte reinvestiert
werden.
Um die
Qualität der Sprachstunden sicherzustellen, hat
Lorenz ein Community-Rating entwickelt, über das die
Sprachkurskunden ihre Lehrer bewerten können.
Eine erste Sprachstunde zum 'Reinschnuppern' ist
kostenlos.
Lorenz,
der im Hauptberuf bei einer Stiftung für
Wirtschaftsethik arbeitet, hat die Investitionskosten
für glovico aus eigener Tasche bezahlt. Er beschreibt
sich selbst als Sozialunternehmer. 'Es
geht nicht darum, reich zu werden, sondern glücklich
zu sein mit dem, was man tut.'
PRIORI
ermöglicht Zugang zu Computer und Internet
Das grosse Problem der LehrerInnen im Süden bleiben
allerdings der Zugang zu einem Computer und der Zugang
und die Kosten für den Internetbetrieb. Denn noch immer
sind die Internetgebühren weit teurer als
beispielsweise in Flatrate-Europa. 'Ich würde gern
als glovico-Lehrerin arbeiten', sagt Nirina R. in
Antananarivo, 'doch die Stunden im Internetcafé kann
ich mir nicht leisten'. Grund genug für PRIORI,
Computer und Internetzeit zur Verfügung zu stellen,
damit madagassische Lehrer und Lehrerinnen, die auch
deutsch sprechen, deutschsprachigen Leuten in Europa
die französische Sprache beibringen können. glovico
weist auf seiner Homepage
auf das Engagement von PRIORI hin. Wir sind das erste
Unternehmen im Süden, das Infrastruktur für dieses
Projekt zur Verfügung stellt.
Franz Stadelmann, Mai 2010
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