Sauere
Hände, gesunde Kinder. Hygienunterricht
für Erstklässler
Antananarivo. Auf den Zugang zu sauberem
Trinkwasser werden im armen Madagaskar viele
Menschen wohl noch lange warten müssen.
Weil auch in den meisten Schulen der
afrikanischen Inselrepublik der Anschluss an
eine Wasserleitung fehlt, erhalten Schülerinnen
und Schüler jetzt Hygieneunterricht. Sie
lernen mit Wasser und Seife umzugehen, um
sich vor Durchfallerkrankungen zu schützen,
die sie immer wieder vom Schulbesuch
abhalten.
"Für die Installation von
Wasserleitungen ist im Schulbauprogramm der
Regierung kein Geld vorgesehen", erklärte
der Landeskoordinator von 'Diorano Wash',
Herivelo Rakotondranibe. Das aus mehr als
150 Nichtregierungsorganisationen bestehende
Netzwerk will dafür sorgen, dass in 400
Schulen mindestens einmal täglich Händewaschen
angesagt ist. Je ländlicher die Gegend,
umso schlechter seien die sanitären
Bedingungen, stellte der Aktivist fest.
"Deshalb fordern viele Landschulen ihre
Schüler auf, eine Flasche Wasser zum
Trinken und Waschen mitzubringen."
Besonders Madagaskars Kinder leiden unter
der mangelhaften sanitärer Grundversorgung.
Eine 2002 vom Nationalen Institut für
Statistik erstellte Untersuchung stellte
fest, dass mehr als die Hälfte der Kinder
unter fünf Jahren an Durchfallerkrankungen
sterben. Wo sauberes Wasser fehlt, sind auch
Haut- und Atemwegserkrankungen weit
verbreitet.
Eine im Februar dieses Jahres durchgeführte
amtliche Überprüfung der hygienischen Zustände
in den Schulen ergab, dass nur 18 Prozent
der Schulgebäude in den 111 Schulbezirken
des Landes an eine Trinkwasserleitung
angeschlossen waren. Nicht einmal in jeder
dritten Schule gab es Toiletten. Der
Mehrheit der Schüler bleibt somit nichts
anderes übrig, als sich in die Büsche zu
schlagen.
Die Grundschule von Ilafy etwa ist nur rund
20 Kilometer von der Hauptstadt Antananarivo
entfernt. Doch seit 90 Jahren gibt es hier
kein fließendes Wasser, und die sanitäre
Ausstattung ist mangelhaft. Auch hier sind
die Kinder angehalten, eine Flasche Wasser
mitzubringen.
Kranke Schüler versäumen 3,5 Millionen
Unterrichtsstunden
Manche Mütter wie Landy Rasoatavy kochen
das Wasser morgens ab, bevor sie es ihren
Kindern mitgeben. Doch häufig sei das von
den Schülern mitgebrachte Wasser keineswegs
unbedenklich, betonte die Lehrerin Aimée
Rasoanirina. "Viele Schüler müssen
immer wieder krank zu Hause bleiben und versäumen
dadurch viele Unterrichtsstunden",
berichtete sie.
Aktuellen amtlichen Schätzungen zufolge
verloren kranke Schüler 2008 etwa 3,5
Millionen Unterrichtsstunden, weil sie
durchschnittlich drei Tage zu Hause bleiben
mussten.
In der Grundschule von Ilafy gehört
neuerdings Hygiene zum regulären Lehrstoff.
Hier lernen schon die Erstklässler, sich
vor dem Essen die Hände zu waschen. Die
dazu gehörende Seife fehlt jedoch häufig,
klagt Rasoanirina. "Leider reicht der
Seifenvorrat, den der Schulbezirk verteilt,
nie für alle Schulen", kritisierte die
Lehrerin.
Madagaskars Eltern und Lehrer erinnern jetzt
die Regierung an das Versprechen, die sanitäre
Grundversorgung besonders an Schulen zu
verbessern. Wie weit sich die derzeitige Übergangsregierung
an derartige Zusagen gebunden fühlt, bleibt
abzuwarten. Inzwischen müssen von
internationalen Sponsoren abhängige
Initiativen wie 'Diorano Wash' einspringen.
Das Weltkinderhilfswerk UNICEF und die
US-Entwicklungsagentur USAID haben bislang
vier Millionen US-Dollar für
Hygieneprojekte in madagassischen Schulen
ausgegeben. (von
Fanja Saholiarisoa/afrika.info/IPS/18.
Mai 2009)
Zusätzliche
Informationen im Internet: http://www.comminit.com/
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