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PRIORI, das Reisebüro für und in Madagaskar

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Madagaskar, das PRIORI-Buch

Franz Stadelmann

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Madagaskar: Symbiose zwischen Gestern und Heute

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Betsimisaraka

Die grosse Insel war früher, wie die Madagassen sagen, tany maro andriana (ein Land mit vielen Chefs) und dies traf in besonderer Weise auf die Ostküste zu: jedes Tal, jedes Dorf hatte einen eigenen Regenten, mpanjaka genannt oder auch filoha.

So wurden die Bewohner entlang der Küste von Antongil bis hinunter nach Mananjary von unzähligen Lokalchefs regiert, die sich bei Bedarf zu lockeren Konföderationen zusammenschlossen. Diese Zweckbündnisse wechselten oft und brachen ebenso schnell wieder auseinander, wie sie formiert wurden.  Eine stabile und dauerhafte überregionale Organisation existierte nicht. Es waren die Nachkommen von europäischen Seefahrern, die den Zusammenschluss dieser Küstenleute stimulierten, woraus das Volk der Betsimisaraka entstand.

Die windgeschützte Bucht von Antongil war den europäischen Seefahrern schon seit 1515 bekannt. Der Portugiese Pedreanes nannte sie Santo Antonio, woraus die noch heute gültige Bezeichnung Antongil entstand.  Dieser einzige Naturhafen der Ostküste wurde seit dem frühen 16. Jahrhundert von den europäischen Schiffen immer wieder angelaufen, um Süsswasser aufzunehmen, Nahrungsmittel einzutauschen und auch, um Handel zu treiben. Ebenso diente die vorgelagerte Insel Mangabe als Postdepot für Briefe der Matrosen. Auf der Insel Mangabe fand man in Steine geritzt die Daten von 1601 bis 1626,  ebenso wie die Namen von europäischen Seefahrern.

Daher kamen die an den Flussmündungen lebenden Leute - besonders die Bewohner des Küstenstrichs zwischen Tamatave und Antongil - sehr früh und oft in Kontakt mit Europäern.

Als beliebter Zwischenhalt entwickelte sich die Bucht vor allem für holländische Seefahrer. Schon 1596 hatte sich der holländische Admiral Cornelis de Houtman in der Bucht von Antongil aufgehalten und eine Skizze zweier Dörfer an der Mündung des Antainambalana beim heutigen Ort Maroantsetra hinterlassen.    1598 kamen drei weitere holländische Schiffe unter dem Kommando von Admiral Van Neck, der dort allerdings keinen Nachschub finden konnte, weil sich die Clans zu dieser Zeit gerade im Krieg befanden und das Land zerstört war. Zudem hatte der brutale Houtman  während seines Aufenthaltes ein Dorf angezündet, sodass die Einwohner beim Anblick der holländischen Schiffe flohen. Die Seefahrer konnten bloss Süsswasser aufnehmen und zogen nach vier Tagen wieder ab. 

Im ganzen 17. Jahrhundert wurde die Bucht von holländischen Schiffen angelaufen, die dort auch eine Garnison von zwölf Mann zurückliessen, von denen aber acht bald an Krankheiten starben. Die restlichen vier mischten sich in Streitereien zwischen verschiedenen Clans ein und kamen ebenfalls um.

Mit der Gründung einer holländischen Niederlassung auf der bislang unbesiedelten Insel Mauritius (1598)  wurde Madagaskar als Lieferant von Reis und Sklaven wichtig. Der zweite Gouverneur auf der Insel Mauritius, Adrian van der Stel, schloss 1642 mit dem König von Antongil, der wohl eher ein lokaler filoha war, einen Protektionsvertrag, in dem dieser die Hoheit der Holländer über sein Land anerkannte und die anderen Europäer von Niederlassungen und Handel ausschloss. Van der Stel verpflichtete sich seinerseits, Siedler und Soldaten zu schicken, ebenso wie Reis, Edelsteine und Sklaven zu kaufen, die vom König auf eigene Rechnung und Risiko aufbewahrt werden sollten, bis sie von einem holländischen Schiff aufgenommen wurden.

Erst später konzentrierten sich die Holländer auf ihre Niederlassung am Cap (gegründet 1652), und damit gelangte das holländische Interesse an Madagaskar deutlich in den Hintergrund.

Die erste Flotte der britischen East India Company ankerte Ende 1601 in Ste. Marie und dann auch in der Bucht von Antongil, wo sie sich mit 15 Tonnen Reis, 50 Körben Bohnen, 8 Rindern, viel Geflügel und einer grossen Menge Orangen, Zitronen und Bananen eindecken konnte. Doch die Briten hatten, wie schon in Ste. Marie, auch in der Bucht von Antongil mit einem Zyklon zu kämpfen und ebenso mit schweren Krankheiten unter der Besatzung.

Die Franzosen hatten sich ab 1642 in Fort-Dauphin an der Südküste niedergelassen und tätigten Reiskäufe entlang der ganzen Ostküste.

Ende des 17. Jahrhunderts setzten sich an der Ostküste Piraten und Sklavenhändler fest, vornehmlich in Vohémar, in Ste. Marie, in Mahavelona (Foulpointe) und auch in der gut geschützten Bucht von Antongil. Etliche hatten wohl die Kämpfe zur See satt und liessen sich zu einem gemächlicheren Landleben nieder. Andere nutzten den Aufenthalt an Land zur Erholung und Vorbereitung für neue Beutezüge. Die Piratenkapitäne verfügten in ihren befestigten Residenzen dank ihren Feuerwaffen über eine beträchtliche militärische Macht, etliche davon schwangen sich zu Lokalfürsten auf. Diese Machtposition verleitete sie nicht selten, sich in die regionalen Clanaffären einzumischen und sich in beliebigen, oft wechselnden Allianzen mit den lokalen Herrschern zu verbünden. Untereinander liessen sich die Freibeuter meist in Ruhe.  Die europäischen Piraten heirateten auch lokale Frauen, oft Töchter von Clanchefs. Aus diesen Verbindungen entstanden die Mischlinge der malata.

Begonnen hatte diese Piratenzeit 1695 mit dem Freibeuter John Avery, der vor Indien ein mit Schätzen beladenes Schiff des Grossmoguls kaperte und sich dann in Antongil festsetzte. Englische Schiffe, die ihn zu vertreiben suchten, mussten ohne Ergebnis abziehen - oder wurden, wie der Kapitän William Kidd, selber Freibeuter.  Handelsgüter waren die erbeuteten und gehorteten Schätze der Piraten, dann auch Vieh und Sklaven. Ein Sklave kostete 25 Piaster, oder fünf farbige Taschentücher oder fünf Gewehre.

Die Piraten liessen sich mit Vorliebe in der unmittelbaren Küstennähe nieder, die bereits relativ dicht bewohnt war, ebenso wie das weitere Hinterland. Die Ostküste wurde um 1700 von zwei Gruppierungen bewohnt. Im Norden lebten die Antavaratra auf 450 Kilometern von Sambava bis nach Brickaville.  Die Antatsimo besetzten einen 100 Kilometer langen Küstenstreifen von Marosiky bis nach Nosy Varika. Die 14O Kilometer zwischen diesen beiden Gruppierungen wurden von unbedeutenden Lokalchefs regiert, die sich wegen ihren ungünstigen Ankerplätzen vom lukrativen Handel mit den Europäern ausgeschlossen fühlten. Um sich auch einen Anteil zu sichern, schlossen sie sich zur Konföderation der Tsikoa (die Unbesiegbaren) zusammen und zogen unter dem Kommando von Ramanano aus Andevoranto  gegen Norden.  Nachdem Tamatave und Fénérive  erobert waren, setzte sich Ramanano als Terrorherrscher  auf dem Hügel von Vohimasina bei Fénérive fest.

Fénérive und Foulpointe waren damals die wichtigsten Handelszentren und die am meisten frequentierten Anlaufstellen der europäischen Schiffe.   Tamatave nahm erst eine sekundäre Bedeutung ein. Zwar erscheint der Ort auf der Karte von Flacourt (1661) als Tametavi, der Hafen und die Stadt wurden aber erst ab 1811 mit dem Lokalherrscher Jean-René wichtig und gewann später an Bedeutung als Import- und Exporthafen der Merina.

Als Retter in der Not erwies sich der malata Ratsimilaho (der Herr, der ohne zu fragen nimmt),  geboren um  1700 möglicherweise der Sohn des britischen   Freibeuters Thomas White  und der Prinzessin Rahena aus der Umgebung von Foulpointe. Der junge malata hatte sich zur Zeit des Kriegszuges von Ramanano in Malabar (Südwestindien) und womöglich in England  aufgehalten. Nach seiner Heimkehr befand sich die Gegend von Brickaville mit Tamatave bis nach Foulpointe unter Herrschaft der Tsikoa-Südkonföderation.

Ratsimilaho trommelte die zögernden filoha in der Bucht von Antongil zusammen und überredete sie in einer glühenden Rede zu einem Feldzug gegen die Eindringlinge aus dem Süden. Die filoha liessen sich überzeugen und schlossen sich zur Konföderation der Betsimisaraka (die vielen Unteilbaren) zusammen. Ratsimilaho gab sich fortan den Namen Ramaromanompo (derjenige mit vielen Untertanen).

Mit 200 Gewehren wurde der Hafenort Fénérive dank einer Überraschungstaktik erobert (1712), die Tsikoa-Besatzer mussten fluchtartig abziehen, noch erdrot von der Arbeit in den Reisfeldern, was ihnen fortan den Übernamen Betanimena (viel rote Erde) eintrug. Sie verschanzten sich in der Hügelfestung von Vohimasina, zwei Kilometer südwestlich von Fénérive. Vohimasina wurde belagert, bis Ramanano einwilligte, seine Truppen gegen Tribut nach Süden abzuziehen. Dafür erhielt er Tamatave zugesprochen.  Dort übte jedoch der Betanimena-Chef Ramanano erneut eine Terrorherrschaft aus und wurde bald darauf von den Betsimisaraka unter Ramaromanompo auch aus Tamatave vertrieben. Ramanano jedoch gab nicht auf, er verschanzte sich über ein Jahr lang in Ivohitra (Gegend südlich von Brickaville am Vohitra-Fluss).  Erst durch eine gemeinsame Aktion von Truppen aus dem Norden und dem Süden wurde er endgültig besiegt. Den Südtruppen (Anatatsimo)  war dafür der Hafen von Fénérive versprochen worden, Ramaromanompo heiratete als Garantiebeweis gar eine Tochter des Chefs der Anatatsimo. Doch nach dem Sieg über Ramanano löste er sein Versprechen nicht ein. Dies hatte einen erneuten Waffengang zwischen den kurz vorher noch alliierten Truppen zur Folge, in der die Betsimisaraka-Truppen die aufgebrachten Anatatsimo schlugen.

Der Piratensohn Ramaromanompo war nun König von Antongil bis zum Fluss Mangoro bei Mahanoro. Doch in Wirklichkeit übte er nur wenig Autorität über sein Gebiet aus, denn die Chefs der Clans akzeptierten einen Führer nur in Zeiten des Krieges und die Bündnisse zerfielen nach Beendigung eines Kriegszuges.

Als malata unterhielt er gute Beziehungen zu den europäischen Händlern, gelangte aber zusehends unter Druck von seiten der konkurrierenden Söhne anderer Piraten. So suchte er Unterstützung bei den starken Zafimbolamena-Sakalava, die ihrerseits von Westen her über die Schwelle von Androna (westlich von Maroantsetra) drängten, um im Betsimisaraka-Gebiet Sklaven zu jagen. Ramaromanompo heiratete bei Abschluss des Beistandspaktes eine Sakalava-Königstochter. Ihr Sohn, Zanahary, übernahm die Macht nach dem Tod von Ramaromanompo, der um 1753   als etwa Sechzigjähriger starb und in Ampanangony im Osten der Insel Ste. Marie begraben wurde.

Der sechzehnjährige Zanahary  teilte das erhaltene Erbe: er selber blieb in Foulpointe, seine Halbschwester, Betia, erhielt Ste. Marie zugesprochen. Dort verfiel das Mädchen dem Charme von Gosse, einem Agenten der französischen Indischen Compagnie und übergab 1750 Ste. Marie der Indischen Compagnie. Gosse wurde noch im gleichen Jahr umgebracht, weil er das Grab von Ramaromanompo auf Ste. Marie geplündert hatte. Doch Ste. Marie blieb weiterhin französisches Eigentum.

Die Konföderation der Betsimisaraka zerfiel mit dem Tod des charismatischen Führers Ramaromanompo. Zanahary wurde aus Foulpointe vertrieben und zog sich in die Bucht von Antongil zurück, wo er 1767 getötet wurde. Auch seinem Sohn und Nachfolger, dem 18-jährigen Nachfolger Iavy,  gelang es nicht, sich als Oberchef der Konföderation zu halten. Er starb 1791 als gehasster Herrscher, Freibeuter und Sklavenhändler.  Sein Sohn Zakavola, ebenso skrupellos, wurde 1803 ermordet.

Die grosse Einheit der Betsimisaraka war wieder in einen Mikrokosmos von kleinen Dörfern und Lokalherrschern geworden, ebenso wie die Küste zu einem unkontrollierbaren Tummelplatz von europäischen Freibeutern und Sklavenhändlern geworden war.

Schon vor der Herrschaft Ramaromanompo, seit dem 17. Jahrhundert  oder gar früher   fuhren die malata und Krieger der Ostküstenclans ihrerseits auch auf Beutezüge und Sklavenfangexpeditionen. Vielleicht hatten sie von den Piraten gelernt, wie man bis zu 14 m lange und 4 m breite Schiffe baute, deren Planken mit Raphia-Fasern zusammen gebunden waren.  Mit den Ikandrafitra (Schiffe, die grösser als Einbäume und aus mehreren Holzteilen gebaut waren) oder auch Iakampiara (aus mehreren Teilen gefertigte Schiffe),  und die um die 30 Leute aufnahmen, aber kaum steuerbar waren. Daher stiessen diese Expeditionen nur bei den günstigen Winden ab Oktober in See und kehrten anfangs des nächsten Jahres wieder zurück.  Die Betsimisaraka umfuhren die Nordspitze der Insel und gelangten nach Nosy Be. Sakalava gesellten sich dazu, insgesamt waren 300 bis 500 Pirogen unterwegs, also bis zu 15’000 Mann.

Der Flottenverband segelte und ruderte zu den Inseln der Komoren, dem bevorzugten Ziel ihrer Angriffe.  Zuweilen kreuzten sie gar vor den Küsten von Kontinentalafrika auf,  wo die Stadt Ibo (vor Mozambique westlich der Komoren) dreimal attackiert wurde.  Mindestens einmal segelten sie der Küste entlang Richtung Norden und erbeuteten in Kilwa und Mafia 3000 Sklaven. Der Sultan von Zansibar schickte daraufhin eine Flotte, der es gelang, die Expedition vor der Küste des heutigen Tansania zu stellen: die madagassischen Seepiraten wurden bis auf den letzten Mann getötet.

Diese Piratenfahrten erlebten insbesonders in der Zeit von 1785 bis 1820 einen Höhepunkt.  Der Sultan von Domono, einer Stadt in Anjouan (Komoren), rief gar den französischen Gouverneur der Insel Bourbon (La Réunion) zu Hilfe,  um ihn vor dieser jährlichen Plage zu befreien. Dieser sah sich jedoch nicht in der Lage zu helfen.  Die madagassischen Freibeuter mit ihren kleinen Booten griffen gar bewaffnete europäische Segelschiffe an. Die Raubzüge nach Afrika nahmen während der napoleonischen Kriege wieder zu.  

Verträge zwischen Radama I und dem Gouverneur von Mauritius (1817 und 1820) verpflichteten den Imerina-Herrscher, diese Piratenfahrten zu unterbinden. Doch auch Radama, ohne eigene Flotte und Marine, konnte nicht viel mehr als eine Absichtserklärung abgeben.

Erst nach 1820 hörten diese gefürchteten Expeditionen auf.

Zur Zeit von Iavy landete 1774 der ungarische Graf Benyowski mit 30 Mann an der Ostküste Madagaskars. Der Abenteurer und Aufschneider Benyowski wies bereits eine illustre Vergangenheit auf. Unter dubiosen Umständen hatte er sich schon in Russland, China und Japan umgetan. Doch irgendwie schaffte es der smarte Aristokrat, vom französischen König den Titel 'Kommandant des Königs auf der Insel Madagaskar' verliehen zu bekommen. In Antongil gründete der umtätige Graf Benyowski 1774 die Siedlung Louisbourg. Mit Zustimmung von Iavy proklamierte er sich als 'Emperor Madagaskars' (1785). Eigentlich sollte er die Insel Bourbon (La Réunion) und die Ile de France (Mauritius)  mit Nahrungsmitteln beliefern. Schon bald nach seiner Ankunft schrieb er dem französischen König, ganz Madagaskar sei von ihm erobert. Immerhin jedoch schickte er einen seiner Männer, Mayeur, auf Erkundungsreisen auf das Hochland und in den Norden. Mayeur hinterliess noch heute wichtige Aufzeichnungen seiner zahlreichen Reisen (1774; 1777 und 1785)  und Beobachtungen.  Er war einer der ersten   und wenigen - bekannten - Europäer, der Ende des 18. Jahrhunderts diese Gegenden bereiste.

Aufgrund der mangelnden Lieferungen von Reis und Rindern wurde Benyowski nach Paris zitiert, wo er gleich auch versuchte, Engländer, Amerikaner und Österreicher an Madagaskar zu interessieren. Ihm wurde zwar erlaubt, nach Antongil zurückzukehren, doch kurze Zeit später fiel er endgültig in Ungnade. Einer französischen Untersuchungskommission aus Ile de France (Mauritius) widersetzte er sich mit Waffengewalt und kam 1786 im Kampf um.

Zu der Zeit hatten sich die Franzosen in Ste. Marie und an einigen Punkten an der Küste etabliert, insbesonders in Tamatave. Sylvain Roux errichtete Handelsniederlassungen unter Tolerierung der Franzosen in Foulpointe und Tamatave, musste sie aber in der Folge der napoleonischen Kriege 1811 an England abtreten, wie auch die Insel Ile de France (Mauritius) an Grossbritannien fiel. Die Insel Bourbon kam 1814  wieder an Frankreich zurück, Mauritius blieb englisch. Madagaskar wurde in diesem Vertrag, 1814  in Paris unterzeichnet, nicht erwähnt.  Effektiv hatten die Engländer die Ostküste infolge der grossen Sterbequote der dort stationierten Soldaten sich selbst überlassen.

Roux ehemaliger Compagnion, der Mischling Jean-René, geboren 1778,  wurde 1811 vom britischen Gouverneur auf Mauritius, Farquhar, als Stadtchef von Tamatave eingesetzt.  Die Stadt verwaltete Jean-René mit Umsicht und Gerechtigkeit. Er nannte sich mpanjaka mena (roter König, aufgrund seiner Hautfarbe)  und dehnte seinen Machtbereich in der üblichen Manier eines Lokalchefs nach Norden bis zur Pointe à Larrée aus.  Gegenüber den Franzosen und auch den Engländern verhielt er sich zuvorkommend.

1817 zog der Merina-König Radama I mit 25’000 Soldaten, trainiert von britischen Instruktoren,  in aller Geheime an die Ostküste, überfiel das 1000 Häuser Dorf Ivondrona, 10 km südlich von Tamatave gelegen, wo Fisatra, der ältere Bruder von Jean-René, herrschte. Alarmiert durch den unerwarteten militärischen Einfall aus dem Hochland, verliess Jean-René mit seiner Familie fluchtartig die Stadt. Zufällig jedoch kreuzte eine englische Fregatte vor Tamatave auf und handelte einen akzeptablen Kompromiss aus: Jean-René anerkannte Radama I als König von Madagaskar, ihm wurde dafür die Herrschaft über die Ostküste zugestanden. Beide hatten nicht mehr gewollt.

Radama I kehrte eiligst als 'Sieger' ins kühlere Hochland zurück, er hatte innerhalb von wenigen Tagen aufgrund von Krankheit, Nachschubproblemen und Misere 4000 Soldaten verloren.

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Der Ethnologe Franz Stadelmann kam 1988 als Entwicklungshelfer nach Madagaskar. 1994 gründete er das madagassische Reisebüro PRIORI in Antananarivo. PRIORI organisiert Reisen mit mehr Hintergrund und tieferen Einblicken in die Licht und Schatten dieser Insel im Indischen Ozean. 'Sanftes Reisen' soll den BesucherInnen als auch den Besuchten gegenseitiges Verständnis erwecken. PRIORI engagiert sich auch sehr im sozialen und kulturellen Leben Madagaskars. PRIORI steht für Ihre Reisepläne gern zur Verfügung - auch in deutscher Sprache.

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