PRIORI

PRIORI, das Reisebüro für und in Madagaskar

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Madagaskar, das PRIORI-Buch

Franz Stadelmann

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Madagaskar: Symbiose zwischen Gestern und Heute

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Fischerei

Meeresfische bilden für die Bewohner der Küstenregionen einen festen Bestandteil ihrer täglichen Nahrung. In Madagaskar gibt es rund 1250 Fischerdörfer entlang der Meeresküste, die insgesamt um die 45’000 Tonnen Fisch pro Jahr ernten. Die weitverzweigten Mangroven entlang der Westküste bieten ein Potential von 100’000 t/Jahr.

Die unzähligen Binnenflüsse, Seen und Teiche werden von den Anwohnern ebenso befischt, allerdings eher als Zeitvertreib. Eingesetzt werden Fischruten und Reusen, seltener Netze. Allerdings wird nur ein kleiner Teil der rund 600’000 ha Süsswassergebiete der Insel befischt. Es wird geschätzt, dass rund 50’000 Tonnen Süsswasserfisch pro Jahr gefangen werden. Einzelne Gewässer sind bereits überfischt. So wirft der grösste Binnensee Madagaskars, der Lac Alaotra, nur noch um die 2000 Tonnen pro Jahr ab gegenüber 3000 Tonnen in den 1960er Jahren. In den Wasserläufen des Hochlandes werden ebenso die schwarzen Flusskrebse gefangen. Andere Seen sind zwar fischreich, aber zu weit von Absatzmärkten entfernt wie etwa der Lac Kinkony mit einer Potenz von 700 Tonnen pro Jahr. Oder aber sie unterliegen einem Verbot (fady), das generell sein kann oder das verbietet, Netze zu benutzen (wie beim Lac Ihotry).

Als zusätzliche Nahrungsbeschaffung kombinieren etliche Bauern Fisch-Farming mit dem Reisanbau: in den während Wochen überfluteten Reisfeldern wachsen Karpfen, Tilapia und Aale heran und werden als willkommene Abwechslung auf dem Speisezettel geschätzt oder als ebenso willkommene Einnahmequelle verkauft. Ein Reisfeld in der Region um den Lac Alaotra wirft bis 150 kg Fisch pro Hektare ab.

Karpfen wurden um die Jahrhundertwende von Dr. Legendre in Madagaskar eingeführt, nach dem 2. Weltkrieg gelangten auch die Tilapia als neue Fischart nach Madagaskar.

Der Fischfang ist nur wenig industrialisiert. Der grösste Teil dient dem Eigenkonsum, nur ein kleiner Überschuss an Meeresfischen wird an der Sonne getrocknet und gelangt als Trockenfisch auf die Märkte des Hochlandes.

Der industrielle Fischfang konzentriert sich vor allem auf den Fang von Krustentieren: entlang der Meeresküste finden sich Langusten, Garnelen, Riesen-Garnelen, Salzwasserkrebse und Seegurken.

Der Fang von Garnelen ist sehr verheissungsvoll. 1967 wurden 775 Tonnen Krabben gefangen, 1977 waren es 5180 Tonnen und seit 1985 sind es über 6000 Tonnen jährlich. 85% der Fänge werden exportiert. 1988 waren es 5091 Tonnen, 1989 5309 Tonnen, 1990 5095 Tonnen, trotz des gewichtsmässigen Rückgangs nahm der Exportwert jährlich zu. 1991 wurden 6589 Tonnen exportiert und 1992 etwa gleichviel. Die Krabben werden wegen ihrer Exporterlöse in Madagaskar bereits 'l'or rose' (rosa Gold) genannt und sind nebst Kaffee, Vanille und Nelken seit wenigen Jahren massgebliche Devisenbringer. Der Export von um die 7000 Tonnen Krustentieren macht bereits 7% der Exporterlöse aus, wobei die Tendenz steigend ist. Diese Exporte gehen zum Grossteil nach Europa.

Sechs Unternehmen (PECHERIES DE NOSSI-BE, SOMAPECHE - mit SOPEBO fusioniert, SOPROMER, REFRIPECHE, PNP) sind vor allem im Krabbenfang stark engagiert, fischen aber auch Thon, Langusten, Cigales de mer. An der 1965 gegründeten SOMAPECHE ist das japanische Fischereiunternehmen TAYIO-JYJYO, dem weltgrössten Konzern in Sachen Krabbenfang und Handel, massgeblich beteiligt. Das in einem alten Vulkankrater mit einem eigenen Hafen und mit einer eigenen Verarbeitungsanlage operierende Unternehmen PECHERIES DE NOSSI-BE wurden 1970 gegründet und zwei Jahre später vom Textilunternehmen COTONA aufgekauft.

Rund 50 Schleppnetzschiffe (chalutiers) werden für den Fang von Krustentieren eingesetzt, sie operieren vor allem im Nordwesten und im Westen, zwischen dem Kap Saint-Sébastien und Morombe. Auch in der Region um Fort-Dauphin (Langusten) und in der Bucht von Antongil sind die Fangflotten aktiv. Von Februar bis Juli herrscht Hochsaison beim Krabbenfang, zwischen dem 15. Dezember und 15 Januar gilt ein generelles Fangverbot.

Die potentielle Offshore-Kapazität wird auf 150’000 Tonnen pro Jahr geschätzt. Nur ein kleiner Teil davon wird von madagassischen Unternehmen ausgebeutet. Doch rings um Madagaskar und insbesonders im Kanal von Mozambique kreuzen Fangflotten unter fremder Flagge (Japan, Spanien, Korea). Besonders die riesigen schwimmenden Fischfabriken der Japaner hinterlassen leergefischte Gewässer - und keinen Verdienst für die Madagassen oder keine Einnahmen für den Staat.

An Land hat diese neue Branche zum Bau von zwei Fabriken geführt. Auf Nosy Be betreiben die PECHERIES DE NOSSI-BE eine Verarbeitungsanlage für Krabben. Und in Diégo-Suarez wurde 1991 eine neue Fabrik zur Verarbeitung von Thon eingeweiht. Dieses joint-venture-Unternehmen mit einer französischen Firma stellt eine Investition von 18 Mio. $ dar, finanziert von französischen Geldern und unterstützt von der European Investment Bank (EIB). Vor allem französische und spanische Schiffe operieren von dieser Basis aus, die 8500 Tonnen verarbeitet. Diégo-Suarez bietet mit der SECREN auch eine Reparaturwerft für die Fangschiffe.

Austern finden sich vor allem im Süden und Südwesten und werden ausgiebig gefangen. Oft schlagen die Austerntaucher ganze Gesteinsblöcke ab und entfernen die Austern erst später. Daher sind einzelne Biotope bereits gefährdet. Noch in der Versuchsphase befinden sich die Anlagen zur Zucht von Austern, ebenso wie die Gewinnung von Algen in der Nähe von Fort-Dauphin.

Die deutsche GTZ bildet seit 1989 mit einem Projekt in Nosy Be, arbeitslose Fischer, die zwischen 14 und 35 Jahre alt sind und aus einer Fischerfamilie stammen, während 6 Wochen aus: in einem theoretischen Teil über Navigation, Fischfang und dann in praktischen Übungen im Herstellen von Fischnetzen. Pro Zyklus werden rund 30 Fischer ausgebildet. Nach Beendigung des Kurse erhält jeder Teilnehmer ein Netz von 80 auf 6 Metern mit einer Netzdichte von 160 mm. Mit traditionellen Methoden schafft ein Fischer auf Nosy Be 500 bis 1000 kg pro Monat, dank den verbesserten Fangmethoden und den Netzen gelangt ein Fischer auf den dreifachen Ertrag, was sich dann auch im Verdienst spiegelt. Ein traditioneller Fischer bringt es auf einen Umsatz von 100’000 bis 150’000 FMG pro Monat, mit der GTZ-Methode auf 300’000 bis 900’000 FMG. 1990 wurden in Nosy Be 217 Tonnen Fisch gefangen, wovon ein beachtlicher Teil Haie.

Seltsamerweise sind in Madagaskar keine fady (traditionelle Verbote) im Umgang mit Fischen und Meerestieren bekannt. Erhalten aber hat sich die frühere - katholische – Gewohnheit, an Freitagen kein Fleisch sondern Fisch zu essen – wer es sich leisten kann.

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Der Ethnologe Franz Stadelmann kam 1988 als Entwicklungshelfer nach Madagaskar. 1994 gründete er das madagassische Reisebüro PRIORI in Antananarivo. PRIORI organisiert Reisen mit mehr Hintergrund und tieferen Einblicken in die Licht und Schatten dieser Insel im Indischen Ozean. 'Sanftes Reisen' soll den BesucherInnen als auch den Besuchten gegenseitiges Verständnis erwecken. PRIORI engagiert sich auch sehr im sozialen und kulturellen Leben Madagaskars. PRIORI steht für Ihre Reisepläne gern zur Verfügung - auch in deutscher Sprache.

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Wir nehmen Ihre Kommentare und weiterführenden Texte zu obigem Thema gern auf. Tragen Sie sich bitte in unser Gästebuch ein.
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Franz Stadelmann

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