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PRIORI, das Reisebüro für und in Madagaskar

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Madagaskar, das PRIORI-Buch

Franz Stadelmann

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Madagaskar: Symbiose zwischen Gestern und Heute

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Tourismus

'Soava dia' (gute Reise) wünschen die Madagassen einem Reisenden.

Die österreichische Weltenreisende Ida Pfeiffer war um die Mitte des 19. Jahrhunderts wohl die erste 'Touristin' Madagaskars: sie kam 1857 ohne offiziellen Auftrag einer fremden Macht oder eines Missionsunternehmens ins Land. Solche Besucher blieben auch in den kommenden Jahrzehnten selten, denn Madagaskar haftete weiterhin der Ruf einer Pest- und Fieberinsel an, die Ostküste galt noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein als 'das Grab des weissen Mannes'. Im deutschen Sprachraum wurde dieses Bild einer Pestinsel ab den 1930er Jahren nachhaltig durch das bekannte Volkslied von Just Scheu 'Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord' zementiert.

Wohl entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg und mit dem aufkommenden Flugverkehr ein bescheidener Tourismus, der oft verbunden wurde mit privaten Forschungsinteressen. Während der Ersten Republik stellten die Besucher aus Südafrika ein nicht kleines Kontingent. Die Zweite Republik schottete das Land quasi hermetisch ab. Erst ab 1980 wurden die Einreiseformalitäten etwas gelockert, doch nur abenteuerliche Besucher wagten sich ins Land: die Infrastruktur war miserabel, die Versorgungslage ebenso. Doch schon 1984 kamen 12’000 Touristen, 1989 waren es 39’000, die Madagaskar ein Einkommen von 22 Mio. US-$ brachten. 1990 waren es 52’000 Touristen und im Krisenjahr 1991 immerhin noch 33’000 Besucher, die 20 Millionen Dollar ins Land brachten.

Der aufblühende Tourismus stellte zu Beginn der 1990er Jahre bereits die dritte Devisenquelle nach Kaffee und Vanille dar.

Der Interimsminister Mamy Rajaobelina sagte im September 1992 anlässlich einer Tourismusseminars in Mahajanga, dass dem Tourismus eine Rolle als Motor zur Stimulation von Entwicklung und Wirtschaft zukomme. Für 1995 sagte er 75’000 Touristen und einem Einkommen von 43 Millionen Dollar voraus. (Damit hatte er die früheren Ziele (100’000 Touristen für 1995) bereits drastisch nach unten geschraubt.) Doch das schlechte Image Madagaskars seit Mitte der siebziger Jahre, die schwierigen internen Kommunikations- und Transportmöglichkeiten bremsen die Tourismusindustrie nach wie vor. So bewegt sich der grösste Teil der Touristen in Gruppen auf erprobten Rundfahrten und unter Anleitung von Reiseleitern, ebenso wie der Badeurlaub zumeist auf der touristisch am besten erschlossenen Insel Nosy Be gemacht wird. Viele landschaftlich reizvolle Gegenden sind mangels geeigneten Unterkünften und Restaurants für einen breiteren Tourismus unerschlossen. Der Individualtourismus mit Rucksack und Abenteuerlust lockt eine zunehmende Anzahl Reisender an. Sie sind gewillt, in engen Taxi-Brousse zu fahren, in simplen Unterkünften zu schlafen und sich nach Landesgewohnheit in den kleinen hotely zu verköstigen. Allerdings stossen sie oft an Informationsprobleme über Sehenswürdigkeiten in der Umgebung und mögliche Reiserouten, abgesehen von unzuverlässigen Transportmöglichkeiten. Diese Art Reisen bringt unersetzliche Erlebnisse mit sich, darf aber unter keinem Zeitstress stehen.

Die Touristen stammen vor allem aus Frankreich, Deutschland, Italien, Schweiz und Grossbritannien. Die Hauptmotive eines Madagaskar-Besuches sind die einzigartige Flora und die aussergewöhnliche Fauna der Insel. Laut einer italienischen Studie kommen rund 1500 Italiener jedes Jahr ins Land, 70% davon besucht Nosy Be und 30% geht in den Süden. Daher ist die Insel Nosy Be so gut wie fest in italienischer Hand – und unter dem Regime der Mokafo (Stechfliegen).

1989 waren 111 Hotels registriert, wobei fünf von internationalem Standard. Hilton bietet 165 Zimmer. Total standen 2112 Zimmer zur Verfügung, wobei sich 40% davon in Antananarivo befanden, 20% in Diégo-Suarez und 14% in Tulear. (Damit sind auch die Zentren des internationalen Tourismus in Madagaskar bestimmt: Nosy Be (Provinz Diégo-Suarez), Fort-Dauphin (Provinz Tulear) und Antananarivo als Ankunftsort und Durchgangsstation.) Diese Aktivitäten in Hotellerie und Restauration haben zur Schaffung von ein paar tausend Arbeitsplätzen geführt, zu denen sich noch Arbeitsstellen im Transportbereich und in der Souvenirherstellung gesellen. Allerdings sind die Negativauswirkungen ebenfalls bedeutend: Prostitution, Verbreitung von AIDS, Diebstahl und erhöhte Lebenshaltungskosten für die Einheimischen in touristischen Zentren wie beispielsweise Nosy Be.

Ebenso kann ein erhöhter Tourismus zu einer Überbelastung von Flora und Fauna führen, wie auch die Gefahr eines Schmuggels von seltenen Tieren und Pflanzen besteht.

Im Zuge des vermehrten Zuflusses an Touristen entstanden ein Reihe von lokalen Reiseunternehmen und Projekte zur Errichtung von Hotels (unter anderem von PULLMAN-SAVANA und von BEACHCOMBER aus Mauritius und von der südafrikanischen SUN-Hotelkette.) Diese Hotel-Projekte kamen allerdings in der Folge der Ereignisse von 1991 ins Stocken.

Die Reisebüros, so viele sie an der Zahl sein mögen, bestehen oft nur aus einem Handy und einem geschwätzigen Gesprächspartner. Trotzdem haben sich ein paar seriöse Reiseunternehmen etabliert, die den BesucherInnen Land und Leute näher bringen möchten. Auch sie haben natürlich noch immer mit unzuverlässigen Faktoren zu kämpfen, so beispielsweise die Fahrpläne der Eisenbahn. Aber auch politische Faktoren spielen immer mal wieder eine Rolle. Der quasi-Stillstand des Landes in den ersten sechs Monaten des Jahres 2002 hat zur Schliessung zahlreicher Reisebüros geführt, zu einem dramatischen Einsturz der Besucherzahlen und zu hunderten von Angestellten in Restaurants und Hotels, die ’chômage technique’ (technische Arbeitslosigkeit) machten, wie das in so Fällen in Madagaskar ausgedrückt wird.

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Der Ethnologe Franz Stadelmann kam 1988 als Entwicklungshelfer nach Madagaskar. 1994 gründete er das madagassische Reisebüro PRIORI in Antananarivo. PRIORI organisiert Reisen mit mehr Hintergrund und tieferen Einblicken in die Licht und Schatten dieser Insel im Indischen Ozean. 'Sanftes Reisen' soll den BesucherInnen als auch den Besuchten gegenseitiges Verständnis erwecken. PRIORI engagiert sich auch sehr im sozialen und kulturellen Leben Madagaskars. PRIORI steht für Ihre Reisepläne gern zur Verfügung - auch in deutscher Sprache.

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