PRIORI

PRIORI, das Reisebüro für und in Madagaskar

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Madagaskar, das PRIORI-Buch

Franz Stadelmann

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Madagaskar: Symbiose zwischen Gestern und Heute

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Religion

Heutige Madagassen sind mit zwei Welten mit ganz unterschiedlichen Kulturen konfrontiert. Einerseits ist es die alte Zeit, die madagassische Zeit mit madagassischen Sitten und Gebräuchen. Andererseits sind die Gebräuche der 'vazaha' ins Land gekommen, die 'fomba vazaha', die Art der Fremden, Sachen zu tun und in einer bestimmten Art zu denken. Missionare, Kolonialisten und die französische Verwaltung haben das traditionelle Denkschema umgekrempelt. Ein Teil der madagassischen Art ging verloren, ein anderer Teil konnte sich halten und vieles wurde in Symbiose zwischen alt und neu beibehalten.

Doch etliche Madagassen sind in ihrer Seele zerrissen: die alte Zeit wird als Idealform des Lebens betrachtet, während die Jetztzeit zuviele Abwege von dieser Idealvorstellung mit sich bringt. In ihrer Not flüchten etliche in rituelle Zeremonien, auch dann, wenn diese für die Familie ökonomisch ruinös sind. Andere suchen ihr Heil in der Religion - oder finden Zuflucht im Alkohol.

Die Änderungen in dieser schnelllebigen Zeit haben Auswirkungen bis nach Madagaskar und - wenn auch gefiltert und reduziert, aber nicht minder schlimm - bis in entlegene Dörfer. Was früher Halt gab, bröckelt zusehends ab: Familienstrukturen, politische und soziale Organisation, verstärkt durch Verarmung und Verelendung weiter Kreise und dies auch auf dem Land. Und zudem macht sich ein Generationenkonflikt auch in bislang intakten Strukturen bemerkbar.

Die Kenntnis der madagassischen Gebräuche (mahay fomba)  gegenüber den Kenntnissen der Europäer bringt zwangsläufig Zusammenstösse zwischen alt und jung, zwischen Tradition und Moderne, besonders dort, wo die Jungen Zugang zum Schulbesuch haben.

Obwohl 'das Leben süss ist', wie ein Sprichwort sagt, durchzieht eine permanente Angst das Leben. Die Angst vor Verhexungen (mamonsavy) in ruralen Gebieten ist weit verbreitet, wie auch die Angst vor den Toten und ihren Geistern, vor Vergiften und Verwünschungen.

Dagegen gab es früher Mittel, doch heute haben diese traditionellen Methoden an Kraft verloren.

Und gegenüber dieser Unsicherheit und Angst spielt sich das für die Madagassen als sorglos und gesichert interpretierte Leben der Europäer ab.

In ruralen Gegenden haben die vazaha den Ruf, Herzen zu stehlen (mpakafo), insbesonders nachts und jene von Kindern, um sie aufzuessen und dadurch ihre so unverständliche Macht zu erhalten. Oder aber Blutdiebe (mpakara) zu sein. Dieser womöglich noch von der Sklavenzeit herstammende Glaube macht den Besuch von Spitälern für die rurale Bevölkerung oft zum Trauma, daher will der Kranke von möglichst vielen Verwandten (havana) im Spital begleitet sein, um sich von den feindlichen Kräften der nicht-havana zu schützen.

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Der Ethnologe Franz Stadelmann kam 1988 als Entwicklungshelfer nach Madagaskar. 1994 gründete er das madagassische Reisebüro PRIORI in Antananarivo. PRIORI organisiert Reisen mit mehr Hintergrund und tieferen Einblicken in die Licht und Schatten dieser Insel im Indischen Ozean. 'Sanftes Reisen' soll den BesucherInnen als auch den Besuchten gegenseitiges Verständnis erwecken. PRIORI engagiert sich auch sehr im sozialen und kulturellen Leben Madagaskars. PRIORI steht für Ihre Reisepläne gern zur Verfügung - auch in deutscher Sprache.

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Wir nehmen Ihre Kommentare und weiterführenden Texte zu obigem Thema gern auf. Tragen Sie sich bitte in unser Gästebuch ein.
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Madagaskar, das PRIORI-Buch

Franz Stadelmann

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PRIORI Antananarivo

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